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Neuwagenkauf: Mit Plan statt Bauchgefühl
Paar kauft Neuwagen ©TNM / Adobe Stock / Studio Romantic
  • 17. Oktober 2025

Neuwagenkauf: Mit Plan statt Bauchgefühl

Von Michaela Morrison | PickMeUp Communications

TÜV NORD erklärt, worauf es bei Planung, Probefahrt und Abnahme ankommt

Im Herbst ist Hochsaison für den Neuwagenkauf. Viele Hersteller präsentieren neue Modelle, Händler werben mit Sonderaktionen. Wer jetzt den Überblick behält, trifft die bessere Wahl – und hat länger Freude am neuen Fahrzeug.

Worauf es beim Kauf eines Fahrzeugs direkt vom Fließband wirklich ankommt, erklärt Michael Schlüting, Leiter der TÜV NORD Station Paderborn.

Die wichtigsten Weichen vor dem Kauf

Bevor die Entscheidung für einen Neuwagen fällt, hilft ein ehrlicher Kassensturz. Zum Kaufpreis gehören auch laufende Kosten wie Versicherung, Steuer und Energieverbrauch – sie bestimmen, was das Auto tatsächlich kostet. Beim Antrieb entscheidet der Alltag. Wer überwiegend kurze Strecken fährt und zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann, ist mit einem Elektroauto oft günstiger unterwegs. Aktuell bringt die Regierungskoalition im Bereich der Elektromobilität zudem eine gezielte Förderung für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen, die genauen Details stehen dabei aber noch nicht fest.

Für Vielfahrer bleibt dagegen der Diesel meist die wirtschaftlichere Wahl. Wer nur gelegentlich fährt, greift am besten zum Benziner. Und ein Hybrid lohnt sich nur, wenn er regelmäßig geladen wird – sonst wird er schnell zum Spritfresser. Auch bei der Ausstattung zählt, was wirklich gebraucht wird. Seit Juli 2024 sind zentrale Assistenzsysteme wie Notbrems- und Spurhalteassistent serienmäßig an Bord. Weitere Extras lassen sich gezielt ergänzen. Viele Hersteller setzen inzwischen auf „Functions on Demand“ – Softwarefunktionen, die sich bei Bedarf aktivieren und später hinzubuchen lassen. Wie zuverlässig ein Modell im täglichen Gebrauch ist, zeigt der jährliche TÜV-Report. Die Auswertung von mehr als 10 Millionen Hauptuntersuchungen legt Stärken und Schwächen von einer Vielzahl an Fahrzeugmodellen offen. „Im Report wird deutlich, welche Marken und Modelle in der Praxis besonders reparaturanfällig sind“, erklärt Michael Schlüting.

Die Probefahrt: Worauf es wirklich ankommt

Der Blick auf Karosserie und Datenblatt allein reicht nicht – erst die Probefahrt zeigt, ob das Wunschauto wirklich zu den eigenen Vorstellungen passt. Eine schriftliche Vereinbarung mit dem Autohaus regelt Versicherung, Haftung und Fahrstrecke. Dann heißt es: testen, was das Auto kann. Unterschiedliche Fahrsituationen helfen bei der späteren Kaufentscheidung – Stadtverkehr, Landstraße und, wenn möglich, auch Autobahn. Entscheidend ist das Zusammenspiel aus Sitzposition, Übersicht und Bedienbarkeit. Wie intuitiv lassen sich Assistenzsysteme, Infotainment und Navigation steuern? Wie reagiert das Fahrwerk auf Unebenheiten, wie präzise lenkt das Auto in Kurven? Auch die Alltagstauglichkeit spielt eine Rolle: Lässt sich der Kofferraum gut beladen? Finden Kindersitze oder der Hund bequem Platz? Wer mit Familie oder einer Begleitperson unterwegs ist, bekommt ein ehrlicheres Feedback zu Raumgefühl und Komfort. Bei Elektroautos ist es sinnvoll, auch Ladezugang und Ladezeiten zu prüfen. „Es lohnt sich, verschiedene Modelle Probe zu fahren. Der Vergleich liefert wertvolle Erkenntnisse zu Fahrverhalten, Raumangebot und Qualitätseindruck – da zeigt sich erst, welches Fahrzeug wirklich zum eigenen Alltag passt“, sagt der Stationsleiter.

Welche Preisnachlässe bieten Autohändler an?

Im Verkaufsgespräch zahlt es sich aus, nach Rabatten oder Sonderaktionen zu fragen. Viele Autohäuser haben zumindest kleinere Spielräume, wenn es um den Preis geht – oft auch ohne großes Feilschen.

  • Inzahlungnahme: Wer den alten Wagen beim gleichen Händler abgibt, bekommt häufig eine höhere Bewertung als auf dem freien Markt.
  • Tageszulassung: Dabei meldet das Autohaus den Neuwagen kurzzeitig auf sich selbst an und verkauft ihn anschließend mit Preisvorteil weiter.
  • Folgemodelle: Wenn neue Generationen bereitstehen, wollen Händler ihre Bestände räumen. Interessenten profitieren von günstigeren Preisen, sollten aber den schnelleren Wertverlust einkalkulieren.
  • Sondermodelle: Zusätzliche Ausstattungspakete werden hier oftmals im Gesamtpreis günstiger gebündelt – ideal, wenn die Extras ohnehin auf der Wunschliste stehen.

„Viele Käufer unterschätzen, wie flexibel Händler bei Preisnachlässen und Zusatzleistungen sein können“, sagt Schlüting. „Wer freundlich, aber gezielt verhandelt, erhält oft mehr, als im ersten Angebot steht.“

Endspurt beim Autokauf: die Abnahme

Wenn das Wunschauto endlich geliefert ist, folgt der entscheidende Moment: die Fahrzeugübergabe. Jetzt zeigt sich, ob alles wie vereinbart umgesetzt wurde. Nach Mitteilung des Händlers haben Käuferinnen und Käufer 14 Tage Zeit, das Kfz abzuholen und gründlich zu prüfen. „Auch eine kurze Probefahrt ist empfehlenswert“, sagt der Stationsleiter. „Trotz sorgfältiger Qualitätskontrollen in Werk und Autohaus können kleine Abweichungen vorkommen. Deshalb den Wagen aufmerksam inspizieren: Lack und Karosserie auf Kratzer oder Dellen prüfen, Innenraum und Bedienelemente testen, Reifen und Felgen begutachten. Alle vereinbarten Extras müssen funktionieren − und auch der Kilometerstand gehört kontrolliert.“ Ein sauberer Wagen hilft dabei, mögliche Kratzer und Dellen besser zu erkennen – ebenso wie Fotos von allen Seiten, die idealerweise am Tag der Abnahme entstehen. So lässt sich später eindeutig nachvollziehen, ob ein Schaden bereits beim Händler vorhanden war. Alle Auffälligkeiten kommen direkt ins Übergabeformular. Es dokumentiert den Zustand des Fahrzeugs zum Zeitpunkt der Übergabe und ist ein wichtiger Nachweis für spätere Unstimmigkeiten. „Eine sorgfältige Abnahme spart im Zweifel viel Ärger“, betont Schlüting.

Einfahren – muss das noch sein?

Moderne Fahrzeuge sind heute präzise gefertigt, müssen sich aber erst einspielen. „Beim Einfahren reiben sich Kolben, Zylinder und Getriebeteile optimal aufeinander ein“, erklärt Schlüting. Auf den ersten 1.000 bis 3.000 Kilometern empfiehlt es sich daher, den Motor nicht dauerhaft mit hohen Drehzahlen zu belasten. Besonders bei kaltem Motor ist Zurückhaltung gefragt. Viele Kurzstrecken sind in dieser Phase ebenfalls ungünstig. Besser ist ein wechselndes Fahrprofil mit sanfter Beschleunigung und gleichmäßigem Tempo. Auch Bremsen und Reifen müssen sich zunächst einspielen. „Auf den ersten 300 bis 500 Kilometern ist der Bremsweg meist etwas länger, und der Grip der Reifen verbessert sich mit zunehmender Nutzung“, sagt der TÜV-Experte. Bei Elektroautos gilt Ähnliches: Der Antrieb selbst braucht zwar keine Einlaufphase, aber Fahrwerk und Reifen sehr wohl. Michael Schlüting abschließend: „Wer seinen Neuwagen anfangs mit Bedacht bewegt, sorgt dafür, dass Technik und Fahrspaß länger erhalten bleiben.“

Über die TÜV NORD GROUP:

Vor mehr als 150 Jahren gegründet, stehen wir weltweit für Sicherheit und Vertrauen. Als Wissensunternehmen haben wir die digitale Zukunft fest im Blick. Ob Ingenieurinnen, IT- Security-Experten oder Fachleute für die Mobilität der Zukunft: Wir sorgen in mehr als 100 Ländern dafür, dass unsere Kundinnen und Kunden in der vernetzten Welt noch erfolgreicher werden. Mehr Infos unter: www.tuev-nord-group.com




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