Regensburg - Es war und ist zum Teil noch immer eine große Unbekannte. Was auf einem Markt im chinesischen Wuhan begann, hat sich rasend schnell zu einer globalen Pandemie entwickelt. Ein Jahr später hält das Corona-Virus die Welt weiter fest umklammert. Über 2,6 Millionen Menschen haben durch das Virus ihr Leben verloren. Während die erste Welle Politik, Bevölkerung und Mediziner gleichermaßen überraschte, hat sich seitdem gerade das Instrumentarium für die Diagnosestellung und Nachverfolgung einer COVID-19-Erkrankung rasant weiterentwickelt. Einen wichtigen Baustein dazu liefern die Computertomografie und die Röntgendiagnostik: Experten des Universitätsklinikums Regensburg können anhand der Bilder eine Prognose über den Schweregrad des vom Corona-Virus ausgelösten Lungenentzündung erstellen.
"Wir haben gelernt, wie wir mit der Bildgebung einen Beitrag zur Prognoseabschätzung leisten können. Zudem können wir Komplikationen wie eine Lungenembolie erkennen", sagt Professor Dr. Okka Hamer, Leiterin der Kardiopulmonalen Bildgebung des Instituts für Röntgendiagnostik des Universitätsklinikums Regensburg. Die Spezialisten des Instituts befassen sich schon seit Beginn der Pandemie intensiv mit dem gezielten Einsatz von Thorax-CT und Thorax-Röntgen. Auch der erste bundesweit komplett dokumentierte Fall wurde von Professor Hamer und ihrem Team publiziert.
Erfahrungen aus China zeigten nach Worten der Regensburger Universitätsmediziner, dass auch bei einem negativen PCR-Test und bei typischen klinischen Symptomen die Thorax-CT schon im frühen Stadium einer COVID-19-Erkrankung pneumonische Verdichtungen zeigen kann, die auf eine COVID-19-Lungenentzündung hindeuten. "Wir können einen entscheidenden Beitrag zum klinischen Management der Behandlung leisten", sagt Professor Dr. Christian Stroszczynski, Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik des UKR." Dank eines neuen hochauflösenden Hightech-Computertomatrographen ließen sich infektiöse und immunvermittelte Entzündungen in der Lunge noch besser erkennen, so Professor Stroszczynski.
Die Regensburger Mediziner sind überzeugt: Aufgrund der relativ kurzen Zeitspanne seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie, ist es besonders wichtig, möglichst viele Erkenntnisse aus den Aufnahmen der bisher behandelten Covid-19-Patienten zu gewinnen. "Im Augenblick beschäftigen uns aber nicht nur die akut erkrankten Patienten, sondern auch solche, die in der ersten Welle erkrankt waren und immer noch unter zum Teil sehr einschränkenden Langzeitfolgen leiden", sagt Professorin Hamer. "Wir erforschen dieses sogenannte Long-Covid-Syndrom in enger Zusammenarbeit mit den Pneumologen.
Dabei gilt es viele Fragen zu beantworten wie etwa: Findet sich bei den Betroffenen ein bildgebendes Korrelat in der Lunge? Lassen sich hierfür schon in der akuten Phase Hinweise finden? Wie können Mediziner den Patienten helfen?
Antworten geben will das "Netzwerk Universitätsmedizin" alle Radiologischen Kliniken und Abteilungen der 34 deutschen Universitätsklinika im Rahmen des Radiological Cooperative Network zur COVID-19-Pandemie. Das Ziel: eine strukturierte Erfassung radiologischer Daten von COVID-19-Fällen. Das dient zum Datenvergleich, als Entscheidungsgrundlage für epidemiologische Studien, als Lageeinschätzung, als Frühwarnmechanismus wie auch zur Unterstützung bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz in der Röntgendiagnostik, der Automatisierung diagnostischer und bildverarbeitender Schritte. "Wir können so in einem großen Pool alle Daten, natürlich anonymisiert und datenschutzkonform, sammeln und auswerten; ein solches konzertiertes Vorgehen ist einmalig und sicher auch wegweisend für zukünftige Herausforderungen", so die Regensburger Professorin.
Das Universitätsklinikum Regensburg versorgt jährlich etwa 35.500 Patienten stationär und rund 154.000 ambulant. In 31 human- und zahnmedizinischen Kliniken, Polikliniken, Instituten und Abteilungen beschäftigt das Universitätsklinikum Regensburg mehr als 4.900 Mitarbeiter.
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