Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller fordert im Gespräch mit apotheken-umschau.de mehr internationale Solidarität – auch bei der Corona-Impfstoffverteilung.
70 Prozent des Impfstoffes gegen Covid-19 wurden bisher laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den zehn reichsten Ländern verimpft. „Das ist nicht jene internationale Solidarität, die notwendig ist, um Corona zu stoppen. Manche Länder haben sich doppelt so viel Impfstoff gesichert, wie sie für ihre Bürger bräuchten“, sagt Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller im Gespräch mit dem Gesundheitsportal apotheken-umschau.de anlässlich des heutigen Weltgesundheitstages.
In Deutschland hemmen nach Ansicht von Müller überbordende Bürokratie und fehlende klare Zuständigkeiten die Impffortschritte. „Ich blicke aber auch auf die Welt und stelle fest, dass ein System der Verteilung für eine globale Impfkampagne vorhanden ist, wie es sie noch nie gab“, so der Minister. Mit der Impfplattform Covax seien Strukturen vorhanden, um in diesem Jahr mindestens 20 Prozent der Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern zu versorgen.
Skandalös findet es Müller allerdings, dass für die Bereitstellung von Impfstoffen über Covax sowie für lebensrettende Arzneimittel und Tests 22 Milliarden Dollar fehlen: „Die Weltgemeinschaft sollte diese Lücke bald schließen.“ Bis jetzt stellt die EU eine Milliarde Euro zur Verfügung – „entschieden zu wenig, wo doch gleichzeitig ein europäisches Wirtschaftsprogramm von 1.000 Milliarden Euro finanziert wird“. Die Pandemie könne nur weltweit besiegt werden – oder gar nicht. „Sonst kommt das Virus mit dem nächsten Flugzeug oder Schiff zu uns zurück“, warnt Müller.
Deutschland gehe in Sachen Corona-Bekämpfung voran, betont Müller: 2020 und 2021 stelle die Bundesregierung über die globale Kooperationsplattform ACT-A knapp 2,2 Milliarden Euro zur Entwicklung, Produktion und weltweit gerechten Verteilung von Covid-19-Impfstoffen, Diagnostika und Therapeutika zur Verfügung. Darüber hinaus fördere Deutschland die WHO mit einer Milliarde Euro.
Wenn die Covid-19-Impfstoffproduktion wie erwartet steigt, könnte die Weltbevölkerung 2022 durchgeimpft sein, erwartet Müller. „Doch das Virus mutiert – dann kann es sein, dass wir wieder neue Impfstoffe brauchen und die globale Impfkampagne zur Daueraufgabe wird.“ Es gelte auch, die nächste Pandemie zu verhindern. Denn klar sei: „Corona wird nicht die letzte sein“, prognostiziert der Bundesentwicklungsminister. „Schon jetzt haben die Forscher circa 40 weitere ähnlich gefährliche Viren entdeckt.“
Das Interview mit Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller lesen Sie auf dem Gesundheitsportal apotheken-umschau.de unter ="http://www.apotheken-umschau.de/artikel_775049.html" target="_blank" rel="noopener">www.apotheken-umschau.de/artikel_775049.html.
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