Hamburg – Winter in Deutschland. Eis und Schnee haben das Land fest im Griff. Die meisten Wildtiere können sich gut auf die Kälte einstellen. Doch Meisen, Finken, Rotkehlchen oder Amseln haben es durch eine dicke Schneedecke nun schwer, Nahrung zu finden. Christian Erdmann, Wildtierexperte bei VIER PFOTEN und Geschäftsführer des Wildtier- und Artenschutzzentrums Hamburg/Schleswig-Holstein gibt Tipps, mit welchen selbstgemachten Leckereien Sie hungrige Vögel sattkriegen und wann Zufüttern sinnvoll ist.
Viele heimische Vögel, die bei uns überwintern, werden in der kalten Jahreszeit zu Vegetariern. Da Insekten im Winter rar sind, fressen Meisen, Finken, Amseln und Co. jetzt am liebsten nahrhafte Samen und Kerne. Buch- und Bergfinken mögen gerne Bucheckern. Doch bei Eis und Schnee kommen sie an die begehrten Saaten nicht heran. Amseln und Rotkehlchen sind Weichfutterfresser. Während sie im Sommer und Frühjahr hauptsächlich Jagd auf Insekten machen, schmecken ihnen im Winter vor allem Trockenfrüchte wie Rosinen, Äpfel und Beeren. „Je länger der Winter dauert, desto mehr sind natürliche Ressourcen wie Beeren von Weißdorn, Holunder, Vogelkirsche oder Schlehe aufgebraucht. Dazu macht die dicke Schneedecke es den Vögeln schwer, am Boden lebende Insekten zu finden. Deshalb ist es in langen und schneereichen Wintern sinnvoll, Futterstellen einzurichten“, sagt Christian Erdmann.
Die Herstellung von kleinen „Futterbomben" ist gar nicht schwer und auch für Kinder ein Riesenspaß. Körnerfresser wie Meisen oder Sperlinge knabbern gerne an Knödeln aus Fett und Samen – doch gekauft befinden sich diese meist in umweltschädlichen Plastiknetzen, die schnell zur gefährlichen Falle für Vögel werden können. Zum Glück ist ein Meisenknödel schnell selbst gemacht. Das Rezept ist simpel: Alles was man braucht, sind Pflanzenfett, Samen und einen Blumentopf, eine Kokosnussschale oder einen ausgewaschenen Joghurtbecher. Als Saatenmischung bieten sich zum Beispiel Sonnenblumenkerne, Hanfkörner, Hirse, Mohn oder zerhackte Haselnüsse an. Für Weichfutter-Liebhaber wie Rotkehlchen, Amseln oder Wacholderdrosseln kann man Rosinen und anderes Trockenobst beimischen.
Vermengen Sie etwa zwei Teile des geschmolzenen Pflanzenfetts mit einem Teil der Samenmischung und geben Sie noch etwas Salatöl hinzu. Die geschmeidige Masse dann in den Blumentopf, Joghurtbecher oder Kokosnussschale füllen. Stecken Sie einen Ast in die Futtermasse und lassen Sie alles erkalten. „Am besten eignet sich ein verästelter Zweig oder man nimmt gleich zwei. So lässt sich der Futterbehälter später umweltfreundlich in einem Baum verkeilen“, rät Wildtierexperte Erdmann.
Ist das Futter fest, kann man die „Futterbombe" kopfüber in einem Baum platzieren. „Wer viele Bäume mit knorriger Rinde im Garten hat, kann der Futtermischung auch etwas mehr Fett beimischen. So wird die Masse noch geschmeidiger und kann in Astlöcher, Spalten oder zwischen dicke Borken geschmiert werden“, empfiehlt der VIER PFOTEN-Experte.
Bei anhaltenden Minusgraden frieren nach und nach nicht nur Pfützen und Bäche, sondern auch größere Gewässer wie Seen zu. Für Vögel wird es dann zunehmend schwieriger, an frisches Wasser zu gelangen. „Man sollte für Vögel daher auch Frischwasserquellen in Schalen oder Töpfen bereitstellen. Das Wasser sollte so stehen, dass das Futter nicht nass wird. Nehmen Sie flache Gefäße und tauschen Sie das Wasser regelmäßig aus. Ist der Rand zu hoch, ist es schwierig für kleine Vögel an das Wasser zu kommen“, rät Erdmann.
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