Rund 2,5 Millionen Mal kracht es im Jahr auf Deutschlands Straßen. In sieben von acht Fällen geht es glücklicherweise glimpflich aus und es bleibt bei Sachschäden. 2.782 Menschen verloren im Verlauf der ersten elf Monate 2022 bei Verkehrsunfällen jedoch ihr Leben; weitere rund 358.000 Personen wurden verletzt. Ohne das automatische Notrufsystem eCall wäre die Opferzahl aber sicherlich noch viel höher ausgefallen.
„Durch die Einführung von eCall kann die Zahl der Unfalltoten deutlich verringert werden“, sagt Schlüting. Schätzungen der zuständigen EU-Kommission zufolge könnte mit dem System die Zahl der tödlich Verunglückten um bis zu zehn Prozent zurückgehen. Bei schweren Unfällen, bei denen Airbags und Gurtstraffer aktiviert wurden, löst eCall automatisch den Alarm aus. Selbst wenn die Fahrerin oder der Fahrer bewusstlos ist, kann das System anhand von Sensoren Hilfe rufen. Aber auch bei Bedrohungslagen oder einem Herzinfarkt lässt sich manuell über den eingebauten SOS-Knopf ein Notruf absetzen. In beiden Fällen übermittelt das System selbsttätig den genauen Standort, die Fahrtrichtung, Fahrzeugtyp sowie die Antriebsart und – je nach System – sogar die Anzahl der im Wagen befindlichen Personen sowie die bevorzugte Sprache. „Diese Informationen werden direkt an den Rettungsdienst übermittelt, was im Ernstfall entscheidende Minuten spart, zum Beispiel bei der Suche nach dem genauen Unfallort“, so der TÜV-Experte.
Es gibt zwei unterschiedliche Arten des eCall-Systems. Beim Kauf eines Neuwagens können Halterinnen und Halter zwischen dem 112-eCall und alternativen TPS-eCalls wählen.
Je nach Fahrzeugtyp befindet sich der SOS-Knopf an unterschiedlichen Stellen im Wagen, meist jedoch im Dachhimmel oder am Armaturenbrett. „Da die eingebaute SIM-Karte nicht an einen Provider gebunden ist, sucht sie sich immer das stärkste Netz – egal ob man in Deutschland oder im europäischen Ausland unterwegs ist“, sagt Schlüting, betont jedoch: „In einem Tunnel oder in einer Tiefgarage kann es sein, dass der Empfang nicht ausreicht und das System somit nicht richtig arbeiten kann. In dem Fall muss der Notruf selbst absetzen werden.“
Ansonsten ist das eCall-Notrufsystem ausgesprochen pflegeleicht: Zum einen hat die SIM-Karte eine Laufzeit von gut zehn Jahren und macht sich vor Fristende durch eine blinkende Lampe bemerkbar. Zum anderen zeigt das eCall-System durch Blinken oder permanentes Leuchten an, wenn etwas technisch nicht in Ordnung ist. „In beiden Fällen kann die Werkstatt den Fehler auslesen und beheben“, so der Stationsleiter. Auch lässt sich das Notrufsystem bei älteren Fahrzeugen problemlos mit einem sogenannten Unfallmeldestecker nachrüsten. Schlüting: „Das ist zwar keine Pflicht, aber im Ernstfall zählt jede Sekunde und der SOS-Knopf kann Leben retten.“
Weiterführende Informationen zum eCall Notrufsystem gibt es unter: www.tuev-nord.de/ecall
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